Die Angst hat uns ständig begleitet

Familienbuch

Wir wünschen uns Normalität für alle

Die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen scheinen kein Ende zu nehmen. Seit 14 Monaten begleitet uns das Thema nahezu täglich. Wir mussten lernen damit zu leben, uns tagtäglich auf Neues einstellen. Die Angst vor Ansteckung wurde unser täglicher Begleiter, die bei unseren Familien teilweise zu kompletter Isolation führen musste. Wir sind als Stiftung sehr nah an unseren Partnereinrichtungen und unseren Familien und möchten den Einblick von Familie M. mit euch teilen.

Stars

UNSER RÜCKBLICK:

Am 13.3.2020 feierten wir in unserem Wohnzimmer die Firmung unseres schwerst mehrfach besonderen Kindes. Mit der ganzen Familie saßen wir eng beieinander und haben sogar im geschlossenen Raum gesungen. Das ist wohl heute undenkbar. An diesem Tag wurde der Lockdown mit all seinen Maßnahmen verkündet und unsere Kinder (3 im Alter von 19,17&17 Jahren) mussten ihre Schulbücher mit nach Hause nehmen, da ihnen gesagt wurde, es sei ihr letzter Schultag. Was für ein beklemmendes Gefühl.

Uns war zu diesem Zeitpunkt nicht klar, wie sehr wir von dieser Familienfeier zehren müssen. Es war ein rauschendes Fest in großer Runde. Nun ging keiner mehr zur Schule und mein Mann war ab sofort im Homeoffice. Ich musste zum Arbeiten in die Kindertagesstätte. Unser Ältester stand vor seinem Abitur und der andere machte seine zentralen Abschlussprüfungen und immer wieder die Frage: „Wie soll das alles gehen?"

Zuhause lief erstmal alles etwas komisch an, da wir es als Familie sehr genossen zusammen zu sein und keinen Terminstress zu haben. Trotzdem war dieses ungute Gefühl da, was da alles auf uns zukommt. Doch haben wir immer noch Kapazitäten mobilisiert zu überlegen, wer unsere Unterstützung gebrauchen könnte, damit niemand alleine bleibt. Meine Nähmaschine ratterte, weil ich gefühlt hunderte Nasen-Mund-Masken nähte und diese verteilt habe.

Nach langem Hin und Her war klar, dass zwei unserer Söhne ab Mitte April wieder zur Schule gehen mussten, um ihre Abschlüsse zu machen. Unser erkranktes Kind blieb natürlich Zuhause und wir isolierten ihn so gut es ging in unserem neuen Alltag. Aus seiner Schule für körperliche und geistige Behinderungen kam kein Lebenszeichen. Darüber war ich wirklich sehr traurig, da er ein Teil dieser Schule seit 10 Jahren ist und da hätte ich mir tatsächlich mehr Empathie gewünscht. 
Auch da organisierte ich dann, dass sich die Kinder untereinander lustige Postkarten schreiben, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klasse nicht zu verlieren. Der ambulante Kinderhospizdienst hat uns als Familien immer wieder mit Aufmerksamkeiten beglückt und uns Mut gemacht. 

Ein tolles Zeichen war, als das Päckchen von euch, der Toni Kroos Stiftung, kam. Das hat mich echt gerührt. Auch das war ein Mutmacher und ein Zeichen, dass wir nicht allein sind.
Zwischenzeitlich war ich so voller Ängste und Sorgen und stellte mir die Fragen: Was ist, wenn ich mit unserem Sohn in die Klinik muss? Kann ich bei ihm bleiben
Was ist, wenn mein Mann und ich erkranken? Wer übernimmt die 24 Stunden Pflege?
Und und und...

Jetzt, ein Jahr später bin ich froh, dass wir alle fünf die erste Impfung bekommen haben, denn auch das war ein Kampf. Wir haben Mails ans Bundesministerium geschrieben, Telefonate geführt und gekämpft, dass wir Familien, die ihre Kinder zuhause pflegen, berücksichtigt werden.
Unser behindertes Kind ist nun seit einem Jahr zuhause und nicht mehr in der Schule gewesen. Mein Mann weiterhin im Homeoffice, unser Großer im Onlinestudium und unser Dritter abwechselnd im Präsenz- oder Homeschooling.

In der Kindertagesstätte, in der ich arbeite, gibt es den eingeschränkten Regelbetrieb, doch die Gruppen sind fast normal besucht. Ich arbeite ohne Masken, da ich die Sprachförderung mit den Kindergartenkindern mache und es wichtig ist, meine Mundmotorik sehen zu können.
Ein Highlight in dieser Zeit war ein Kurzurlaub im Kinderhospiz, wo wir mal durchatmen konnten. Natürlich konnten wir nicht, wie in der Vergangenheit schonmal ausgiebig essen gehen, bummeln oder ins Kino. Aber wir haben die Auszeit sehr genossen. Wir waren ganz nah bei unserem Kind und konnten die 24 Stunden Pflege mal abgeben.

Mein Mann und ich sind, so glauben wir krisenerprobt und jeder schlüpft unabgesprochen in seine Rolle um zu funktionieren. Deshalb kriegen wir es irgendwie hin, aber für unsere Kinder tut uns die ganze Situation unendlich leid. Unsere Kinder waren vom ersten Tag der Pandemie an so vernünftig, dass es einem im Herzen weh tut. Die Jugendlichen sollten ihr Abitur feiern, sich treffen können, den Sommer genießen, Partys feiern...
Es ist ein wahnsinniger, täglicher Kraftakt immer wieder nach Beschäftigungen für alle zu suchen, damit kein Familienmitglied auf der Strecke bleibt und sich hinter dem Computer versteckt ;)

Unsere Kinder können perfekt die Spülmaschine ein- und ausräumen (natürlich nicht freiwillig;)), Wäsche sortieren, professionell den Hund ausführen und sind beim Kochen mit eingebunden.
Ja, es gab Streit, Gemecker aber auch viel gemeinsame Zeit. Als Familie sind wir in dieser Zeit daran gewachsen, wünschen uns aber nichts lieber als Normalität für alle Menschen zurück. Wir müssen das gemeinsam schaffen und dürfen den Glauben daran nicht verlieren.

Familie M.

Newsletter

Immer auf dem Laufenden

Quartalsweise informieren wir Sie in unserem Newsletter über neue Projekte, die Fortschritte der Kinder und alles Weitere rund um die Stiftung.
Melden Sie sich zu unserem Newsletter an.


Eine Abmeldung ist jederzeit möglich.

Kontakt

Sie möchten Kontakt zu uns aufnehmen? Gerne!

Haben Sie Fragen, Anregungen oder wünschen Sie weitere Informationen? Schreiben Sie uns – wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

Kontakt