An der großen Malwand ist ein weißes Blatt im DIN A1 Format für ihn befestigt. Es gibt im Raum einen Unterhaltungstisch mit Keksen und Tee, und einen Tisch zum „Arbeiten“. Denn jedes Mal, wenn er kommt, malt er ein sehr großes Bild mit Buntstiften. Themen, wie die Titanic, Seeschlachten und Baustellen, mit riesen Kränen und vielen Häusern, sind da schon entstanden. Ich beobachte ihn bei seinen eifrigen Malprozessen und unterhalte mich mit der Mama über das Familiengeschehen. Irgendwann ist das Bild fertig und dann werden Kekse und Tee genossen, manchmal ein Buch angeschaut und wir reden darüber, was den Sechsjährigen so beschäftigt.
Heute frage ich ihn nach den neuen Freunden im Kindergarten, welchen er seit einigen Wochen erstmals besuchen kann. Lutz hat schon einiges erlebt, zumeist in Krankenhäusern und Therapiepraxen, die ihn und seine Familie sehr stark in Anspruch nehmen. Lutz ist mit anderthalb Jahren sehr krank geworden. Ein bösartiger Tumor hatte sich in seinem kleinen Kopf manifestiert und nach mehreren Operationen und vielem Bangen hat sich sein Leben bis heute stabilisiert, unter anderem auch durch die Kunsttherapie. Alle 14 Tage kommt er für eine Stunde in meine Praxis. Hier erlebt er Ruhe, Entspannung und Freude beim Gestalten.
Heute kam noch die Idee zu einem Winterbild auf, denn es ist draußen sehr kalt geworden und wir reden über den nahenden Winter. Einen Schneemann möchte Lutz malen. Ich stelle ihm ein blaues Blatt zur Verfügung, denn wir können ja schließlich die weißen, tanzenden Schneeflocken nur auf buntem Papier sehen, oder? Mit den Farben aus dem Tuschkasten und dem Pinsel malt Lutz den dicken Bauch, den Kopf und einen schwarzen Hut. Was fehlt noch? Ja klar...die Möhrennase! Und der Schneemann bekommt einen Sack. Was mag da wohl drin sein? Ich stelle ihm kindgerechte Fragen und er beantwortet sie zumeist malend. Dabei schult er seine Feinmotorik sowie die Konzentrationsstärke. Und ganz nebenbei lernt er das Farbenmischen. Lutz hat eine rege Fantasie, viele Geschichten entstehen beim Malen oder Töpfern. Bei jedem Besuch lernt Lutz Grenzen zu überwinden und seine Selbstsicherheit zu stärken. Wir sehen uns schon seit drei Jahren und freuen uns aufeinander, dank der Unterstützung der Toni Kroos Stiftung.“
„Diesen lustigen Schneemann sollen alle sehen“, sagt Lutz und singt fröhlich ein Winterlied. Er soll ein Dankeschön sein für Toni mit seinen Helfern und natürlich auch den Spendern.