„Neller!“, ruft der kleine Toni Mama oder Papa zu, wenn es ihm im neuen Lastenfahrrad zu langsam wird. Mit seiner eigenen Klingel macht er während der Fahrt liebend gern auf sich aufmerksam – damit alle hören und sehen, dass Toni kommt! Die für ihn ganz neue Art von Ausflug auf zwei Rädern mit sicherem Sitzbereich, freiem Blick nach vorn und – ganz wichtig! – eigener Klingel bringt dem 5-Jährigen unglaublich viel Freude.
Toni wohnt mit Mama, Papa und seinen zwei Brüdern am Bodensee. Hier gibt es wunderschöne Natur und viel zu entdecken. Doch seit Toni auf der Welt ist, war die fünfköpfige Familie nicht zusammen mit den Rädern unterwegs. Seine Brüder hatte Toni schon oft auf dem Fahrrad gesehen und wollte das auch! Aber selbstständig wird der kleine Mann wahrscheinlich nie am Straßenverkehr teilnehmen können. Toni wurde mit Trisomie 21 (dem Down-Syndrom) und einer Herzfehlbildung geboren. Er weist nur eine geringe Muskelspannung auf, was ihn in seiner Bewegung und Stabilität einschränkt.
Tonis Eltern haben sich intensiv mit den Möglichkeiten und Ausführungen von Lastenrädern beschäftigt, sich ausgiebig beraten lassen, Modelle getestet und Probefahrten gemacht. Ihre Wahl fiel schließlich auf ein Modell, das ihrem Sohn nicht nur eine stabile Sitzposition garantiert, sondern auch zwei weitere, elementare Anforderungen erfüllt. Aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigungen ist eine freie Sicht auf die vorausliegende Fahrstrecke für Toni sehr wichtig. Nur so kann er die Belastungen durch Kurven, Bordsteine, Hindernisse oder Bremsungen rechtzeitig erkennen und entsprechend mit ihnen umgehen. Darüber hinaus ist Tonis verbale Kommunikation bisher nur ansatzweise ausgebildet. Er äußert seine Bedürfnisse oder Sinneswahrnehmungen vornehmlich durch Gebärden. Ein Sichtkontakt zwischen ihm und dem/der Fahrer*in ist für den Kleinen daher ebenso wichtig.
Im neuen mobilen Alltag nutzt Toni die Möglichkeit des unmittelbaren Kontakts zu Mama oder Papa während der Fahrt sehr rege. Auf dem Heimweg vom Kindergarten erzählt er in seiner eigenen Sprache von den Erlebnissen des Tages. Es mischen sich mittlerweile immer mehr „echte“ Worte in seine Erzählungen. Gleichzeitig ist sein neues Fahrrad auch ein sicherer Rückzugsraum für Toni. Neulich, bei einer Fahrradtour mit Freunden, schlich er sich mit einem Buch unterm Arm vom Picknick zum Fahrrad und zog sich in „seine Höhle“ zurück. Wieder zu Hause achtet Toni ganz selbstständig und proaktiv darauf, dass sein Verdeck ordnungsgemäß verschlossen wird. Das hat er schon bei der ersten Probefahrt gemacht und beherrscht die Technik der Verschlüsse inzwischen perfekt.
Ganze zwei Jahre hatten Tonis Eltern versucht, die Finanzierung des Lastenrads über die Krankenkasse und schließlich die Eingliederungshilfe zu erhalten. Ohne Erfolg. Trotz ärztlich attestierter Empfehlung und intensiver Bemühungen haben beide Stellen die Kostenübernahme abgesagt. Aufgeben war glücklicherweise keine Option! Zu wichtig war das Fahrrad fürs gesamte Familienleben. Für die Bewältigung täglicher Wege, für mehr Mobilität und Freiheit im Alltag, für gemeinsame Ausflüge und Aktivitäten als ganze Familie war das Lastenrad die ideale Lösung. Wir haben Toni und seinen Eltern daher liebend gern unter die Arme gegriffen und die Kosten in Höhe von 9.300 Euro übernommen.
„Wir sind so glücklich“, schrieb uns Tonis Mama einige Wochen nach Auslieferung des neuen Lastenrads. „Unser Radius hat sich komplett verändert, die Mobilität ist so viel einfacher und angenehmer geworden, und mein Mann und ich merken, dass wir uns jetzt wieder viel mehr an der frischen Luft bewegen.“ Nach über fünf Jahren können der kleine Toni, seine älteren Brüder und seine Eltern nun endlich wieder gemeinsam als Familie mit den Rädern unterwegs sein. Einem aktiven, wunderschönen Sommer mit vielen ausgiebigen Fahrradtouren steht nun nichts mehr im Weg! Und wenn der kleine Toni Glück hat, führt der eine oder andere Ausflug zur nächstgelegenen Eisdiele. „Gokoladeneis“ ist nämlich seine absolute Lieblings-Nachspeise. :-)